René Fasel ist von Minsk begeistert
23.05.2014 г.Boss René Fasel ist von Minsk begeistert
René Fasel, der Präsident des Internationalen Eishockeyverbandes, ist voll des Lobes. Schon vor dem Final-Wochenende bezeichnet er die WM in Weissrussland als «die Beste aller Zeiten» – mit guten Gründen, nicht als Floskel.
Von Hansruedi Camenisch
Eishockey. Es ist (Un-)Sitte, dass Olympische Spiele und Weltmeisterschaften bei der Abschlussfeier sehr oft als «bester Sportanlass aller Zeiten» gelobt werden. Der Schweizer René Fasel, seit 1994 Boss des Welteishockeyverbandes (IIHF), tut es nicht. So rügte er in den beiden letzten Jahren die WM-Organisatoren von Stockholm – die schwedische Hauptstadt führte die Titelkämpfe zweimal gemeinsam mit Helsinki durch – explizit wegen ihren überrissenen Ticketpreisen und anderer Mängel.
Neuer WM-Zuschauerrekord
«Ich bin sehr, sehr glücklich, unsere Erwartungen werden übertroffen», sagt Fasel hingegen über die laufende WM. Er nennt die Begeisterung und dekorative Aufmachung in der ganzen 2-Millionen-Stadt Minsk, die moderne Infrastruktur in den beiden Eisstadien und natürlich den Zuschaueraufmarsch.» Mit den gestrigen Viertelfinals wurde die bisherige WM-Rekordmarke, die seit 2004 Prag mit 552 097 Matchbesuchern hielt, bereits überschritten. Inklusive der Halbfinals und der Medaillenspiele am Wochenende werden es als Novum in der WM-Geschichte mehr als 600 000 sein. Und erstmals werden mehr als eine Milliarde Zuschauer eine Eishockey-WM am Fernsehen mitverfolgt haben.
Rekordverdächtig ist auch die grosszügige Infrastruktur, welche den Teams in Minsk zur Verfügung steht. Er sei eines Abends in der Kabine der Schweden gewesen, sagt Fasel. Sie weise nicht weniger als 1500 Quadratmeter Fläche auf. Der schwedische Materialwart habe lachend vermerkt, dass er die Spieler in diesem Saal fast nicht finde.
Die WM als Bühne für Talente
Regelmässig stellt sich die Sinnfrage nach der jährlichen Eishockey-WM, ganz besonders, wenn in derselben Saison wie heuer auch noch Olympische Spiele stattfinden. «Es stimmt, dass nicht viele NHL-Stars nach Sotschi auch in Minsk wieder dabei sind», entgegnet Fasel, «doch dafür bietet die WM jungen, talentierten Spielern die Chance, die Eishockeywelt zu entdecken.» Das riesige Interesse in Minsk gebe der IIHF zudem Recht. Mit dem Gewinn aus der A-WM finanziert der Weltverband jeweils die defizitären Titelkämpfe des Nachwuchses und der Frauen.
Weil der Zuschaueraufmarsch nicht überall so gross und ideal ist wie in Minsk, bestreiten die 16-A-WM-Teams in der Regel die Vorrundenspiele in zwei Achtergruppen in zwei verschiedenen Städten. Nächstes Jahr wird es in Tschechien in Prag und Ostrava der Fall sein, 2016 in den russischen Grossstädten Moskau und St. Petersburg, und 2017 kommen mit Paris und Köln, wo auch die Finalspiele ausgetragen werden, gar zwei Länder zum Handkuss.
Olympia 2018 als Herausforderung
Fraglich ist gegenwärtig, ob die NHL bereit ist, auch für die nächsten Olympischen Winterspiele 2018 in Südkorea ihren Spielbetrieb im Februar zu unterbrechen. Das werde eine grosse Herausforderung, doch er sei zuversichtlich, sagt Fasel. Die Entscheidung liege zwar bei der NHL-Führung. Wenn sich aber die NHL-Spielergewerkschaft für eine Teilnahme ausspreche, werde es klappen.
Datum: 23.05.2014 00:00
Quelle: Südostschweiz
Ressort: Sport National
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