:

Geschichte des Botschaftsgebäudes

Villa Bisteghi

1140 Wien, Hüttelbergstraße 6

Die heutige „Villa Bisteghi“ ließ Rudolf Bisteghi für sich erbauen.

Der Vater von Rudolf Bisteghi kam aus Neapel, er war Stallmeister. Die Familie siedelte sich in Hütteldorf (damals noch nicht bei Wien) an und erwarb das kleine Haus Hüttelbergstraße 6. Es war freistehend und ebenerdig, nur der Mittelteil einstöckig.

Rudolf Bisteghi (1844-1933) wurde 1873 (mit nur 29 Jahren!) zum (General)Direktor der „Österreichischen Börsen- und Wechslerbank“ bestellt, sein Jahresgehalt betrug anfangs 6.000 Gulden plus Bonifikationen. Als Beruf wurde nunmehr „Bankier“ angegeben. Er wurde auch Generalkonsul von Chile, Mitglied der Börsekammer u.ä.

1897 kaufte er ein östlich anschließendes großes Grundstück (Richtung Satzberggasse, aber nicht bis zu dieser durchgehend) von 2.961,21 m2 und zu Abrundung ein kleines Stück einer anderen Parzelle von 59,18 m2, zusammen 3.020,39 m2 um beträchtliche 20.000 Gulden.

1909 erwarb er ein weiteres anschließendes Grundstück von 1.644,10 m2 (heute Satzberggasse 15), auf dem in den 1930er Jahren ein modernes Wohnhaus gebaut wurde. Es befindet sich heute noch Im Familienbesitz.

Ebenfalls 1909 wurde das kleine Haus Hüttelbergstraße 6 abgerissen und von dem Architekten und Stadtbaumeister Carl Peter Brizzi (1862-1937), mit dem er auch persönlich sehr befreundet war, die große neobarocke Villa errichtet. Außerdem gab es auf dem Grundstück ein Glashaus, ein Gärtnerhaus und eine Kegelbahn. Der Garten wurde parkartig angelegt.

Das Haus wurde im April 1945 zunächst von der russischen Besatzungsmacht beschlagnahmt (die Bewohner mußten ausziehen), denen im August 1945 die Franzosen folgten. Zurückgestellt wurde es erst 1954/55, dann stand es immer wieder Jahre leer bzw. gab es wechselnde Mieter.

Das Grundstück umfaßt jetzt 2.367 m2, wurde 1987/88 „zur Gänze renoviert“ und dann um 22 Million öS (= 1,6 Millionen €) zum Verkauf angeboten. Schließlich erwarb 1996 die Republik Weißrußland (Belarus) das Anwesen, hat es aufwendig saniert und als Botschaft eingerichtet und das Dachgeschoß ausgebaut. Die Wohnnutzfläche des Hauses beträgt 690 m2. Außerdem gibt es noch ein Gartenhaus mit ca 90 m2 (Konsularabteilung und Wohnung) und drei Garagen.

Der damals von der Botschaft angeforderte weißrussische Architekt wollte alle Räume „modernisieren“, doch das hat der damalige Botschafter verhindert. Die Repräsentationsräume im Hochparterre sind originalgetreu wiederhergestellt, mit Stuckdecken, Türen und Kaminen, ein originaler Porzellanluster ist noch erhalten und ein Zimmer mit Wandvertäfelung, Kasten usw.

Da Rudolf Bisteghi kinderlos war, adoptierte 1917 den mit ihm verwandten aus Ungarn stammenden Julius Szemes, nunmehr Bisteghi (1889-1962), der dann ebenfalls im Bankfach tätig war. Er hatte zwei Söhne, Rudolf (1925-1985) und Peter (1928-1976).

Nach Antritt der Erbschaft zog sich Julius Bisteghi ins Privatleben zurück, verkaufte einen Teil der Grundstücke und unternahm mit seiner Frau lange Reisen in andere Erdteile. Die dabei gesammelten Trophäen und Fotos schenkte er dem Naturhistorischen Museum. 1933 nahm er mit seiner Familie („als politische Vorsichtsmaßnahme“?) die Staatsbürgerschaft von Paraguay an, die ganze Familie blieb aber hier und nahm nach 1945 auch wieder die österreichische Staatsbürgerschaft an.

Die Familiengruft befindet sich am Hütteldorfer Friedhof-

Quellen: Information von Dipl.Ing. Friedrich Siebert (Enkel von Arch. Brizzi) und Gertrud Bisteghi (Witwe nach Rudolf Bisteghi jun.) vom Februar/März 2009

Belarusian Diplomatic Missions

All Missions Belarus' Foreign Ministry
Go to