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Buchpräsentation in der Diplomatischen Akademie Wien

01.04.2016 г.

Die Unabhängigkeit als nationale Idee
Veranstaltung über Belarus in der Diplomatischen Akademie Wien

In der Diplomatischen Akademie Wien fand am 30. März 2016 die Präsentation des englischsprachigen Sammelbandes „Belarus: Independence as National Idea“ (Sergey Musienko (ed.), Global Scholarly Publications, N. Y. 2016) statt. Die Veranstaltung wurde von der Österreichisch-Weißrussischen Gesellschaft in Kooperation mit dem Institut für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM), der Diplomatischen Akademie und dem österreichischen Institut „Eurasia-Barometer“ organisiert.

Als Referenten traten Sergey Musienko, Leiter des Analysezentrums EcooM in Minsk und Herausgeber des Bandes, Prof. Igor Marsaluk, Leiter des Lehrstuhls für Geschichte der Universität Mogiljow und Parlamentsabgeordneter, sowie Prof. Christian Haerpfer, Direktor des Institutes „Eurasia-Barometer“ auf. Der Sammelband besteht aus Essays von zehn internationalen politischen Analytikern, Wissenschaftlern und Journalisten aus verschiedenen europäischen Ländern über die Geschichte und das Leben in der Republik Belarus. Der Band zeigt, dass der zentrale Wert der nationalen Identität die Idee der Souveränität ist, aber auch dass der Prozess der Herausbildung dieser Identität noch im Gange ist.

Bei der Präsentation sprach Sergey Musienko über 20 Jahre des Aufbaus eines unabhängigen Staates und führte aus, dass die ersten Versuche, eine makroökonomische Stabilisierung auf der Basis monetärer Methoden (Liberalisierung, Privatisierung) durchzuführen, nicht zu dem erwarteten Ergebnis führten. Der erste Präsident von Belarus, Alexander Lukaschenko, erkannte, dass es notwendig war, die Prioritäten der Wirtschaftspolitik zu ändern. Im Jahr 1996 begannen die wirtschaftliche Erholung und die Transformation der Wirtschaft ohne Hilfe aus dem Ausland und teilweise im Gegensatz zu den Expertenmeinungen. Dadurch erhöhte sich das nominelle monatliche Durchschnittsgehalt in Belarus 2014 im Vergleich zu 2013 um 20,6 Prozent.

Der Historiker Igor Marsaluk sprach über Ursprung und Genese der belarussischen nationalen Identität. Er wies auf die gemeinsame Wurzel der drei ostslawischen Völker, der Russen, Ukrainer und Belarussen in der Kiewer Rus hin und forderte eine Konvergenz und Zusammenarbeit unter ihnen. Die belarussische Intelligenz litt in der Stalinära unter Repressionen, aber das Faktum bleibt, dass es ohne die BSSR keine heutige Republik Belarus geben würde. Marsaluk hob die Rolle der Orthodoxie für die geistige Entwicklung des Volkes hervor und bezeichnete das heutige Belarus als Zitadelle der europäischen Kultur. Das wichtigste nationale Ziel sei eine authentische Synthese des europäischen Ostens und Westens auf der Grundlage der belarussischen Tradition.

Christian Haerpfer sprach über Werte und Wertewandel in Belarus. Die Weltwertestudie wurde in Belarus seit 1996 mehrmals durchgeführt und ergibt ein interessantes Bild des Wertewandels und der Wertestabilität aus einem Zeitvergleich. Nach der Proklamation der Unabhängigkeit glaubten 60% der Bevölkerung Teil der belarussischen Nation zu sein, heute sind es bereits 80%. Die Präsentation, die von Botschafterin Dr. Gabriele Matzner moderiert wurde, stieß auf große Resonanz unter Diplomaten, Wissenschaftlern und politisch Interessierten.


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